Gegen Bedrohungen von außen ist das deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunksystem ganz gut abgesichert, immerhin das. […] Sieht man sich manche Entwicklungen innerhalb der öffentlich-rechtlichen Sender an, kann man zum Befund kommen, dass sie den rechten Strömungen längst ein Stück weit von sich aus entgegenkommen. […]
Ulrike Demmer, die Intendantin des RBB, hat für ihren berlin-brandenburgischen ARD-Sender etwa ein neues Motto ausgegeben, „Vom Hauptstadt-Sender zum Heimat-Sender“ lautet es, ein Anlass, hellhörig zu werden. Denn wie ist dieser Ansatz anders beschreibbar denn als Versuch, mit seinen Programminhalten ins Unverbindliche zu flüchten, vom Journalistisch-Analytischen ins Gefühlige, Kuschelige? […]
Doch es wäre wohl falsch, die Bedrohung der öffentlich-rechtlichen Sender von innen nur als Reaktion auf sich verändernde politische Rahmenbedingungen zu beschreiben. Vielmehr sind auch fragwürdige interne Prozesse im Spiel, offenbar vor allem Machtverschiebungen von den inhaltlichen Redaktionen weg und hin zu den Leitungsebenen mit ihrer Gremienarbeit und ihren Beraterverträgen. […]
Tatsächlich kann man sich darüber hinaus längst fragen, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht ein unaufgearbeitetes Selbstverständnisproblem hat. […]
Was ihre Legitimation tatsächlich bedroht, ist nicht das bröckelnde „für alle“, sondern der Zynismus eines populistischen Programms.
Dirk Knipphals, taz.de, 20.04.2025 (online)