Bundeskanzler Friedrich Merz besucht Donald Trump – und Medien verlieren sich in Human-Touch-Geschichten und Benimm-Ratgebern. Damit gehen sie dem US-Präsidenten auf den Leim. Sie berichten nicht nur über seine furchtbare Show, sie werden ein Teil davon und spielen sie mit. […]
Die Konzentration auf diese Geschichten hat zwei Nachteile: Der harmlosere ist, wie leicht sie lächerlich wirken. Der problematischere, wie sehr Journalisten damit Donald Trump auf den Leim gehen. Sie berichten nicht nur über die furchtbare Show, die er veranstaltet; sie werden zum Teil davon und spielen sie mit. […]
Nicolas Richter fasst es in der SZ gut zusammen: Der Bundeskanzler hat es geschafft, 45 Minuten im Oval Office zu verbringen, ohne vom US-Präsidenten vorgeführt zu werden. Das ist also nun der Maßstab im Verhältnis zwischen Deutschland und Amerika.
Dass das der Maßstab ist, liegt aber nicht nur an der besonderen Persönlichkeit des amerikanischen Präsidenten und dem Erwartungsmanagement des Umfelds des deutschen Kanzlers. Sondern auch an den vielen Medien, die sich ganz auf Trumps Show und Merz’ Erzählung eingelassen haben.
Stefan Niggemeier, Übermedien, 10.06.2025 (online)