Mit den Fortschritten der künstlichen Intelligenz wird die Zahl KI-generierter Bücher explodieren. Jetzt sollen Gütesiegel bezeugen, was noch von echten Autoren stammt. Eine hilflose Antwort? […]
Sollte ein solches Biosiegel auch auf deutschen Buchumschlägen auftauchen, konkurriert es mit dem Aufkleber, der den „Spiegel-Bestsellerautor“ markiert, und dem, der sagt, dass dieses Buch nicht in Plastikfolie eingepackt war, sowie gelegentlich dem Etikett der Grossisten um Aufmerksamkeit, die eigentlich dem Titel und der Buchgestaltung gehört. […]
Über den Unterschied zwischen den Aussagen, etwas sei von einem Menschen „geschrieben“ oder es bestehe menschliche „Autorschaft“, könnte man ein interessantes literaturwissenschaftliches Proseminar halten: Die Forschung der vergangenen Jahrzehnte hat sich mit der Frage beschäftigt, inwieweit der Mensch überhaupt Autor seiner Gedanken und Worte ist – oder ob die nicht alle irgendwo angelesen, abgehört, gesamplet und wieder ausgespuckt sind. […]
Vielleicht entwickelt sich aber auch der lesende Mensch weiter und seine Sensibilität für das Generische wird schärfer, sodass wir auch ohne Aufkleber Maschinentexte von Menschenliteratur unterscheiden lernen.
Marie Schmidt, sueddeutsche.de, 22.07.2025 (online)