Zitiert: Das Fernsehen war früher kinoaffiner

Meine Filmhochschul-Generation hatte immer den Anspruch, dass ein TV-Film oder eine Serienfolge so gut sein muss, dass das auch im Kino laufen könnte. Fernsehen sollte besser als das deutsche Kino sein. Lebendiger, realer. Siehe Lemke, siehe die ersten Schimanskis. Auch die Redaktionen hatten diesen Anspruch. Das ist leise verschwunden. Irgendwann hat man in Besprechungen mit Senderverantwortlichen immer öfter gehört, dass diese oder jene Idee zu „filmisch“ sein könnte. […] Dass die klassische Hausfrau, „die am Bügelbrett steht“, ein Senderzitat, oder wen auch immer die Auftraggeber sich da als prototypischen Zuschauer vorstellen, nicht verwirrt werden darf. Stille im Film zum Beispiel kommt gar nicht gut an. Dann ist, in der Vorstellung der Verantwortlichen, die Hausfrau verwirrt, weil nichts mehr gesagt oder nicht mehr musiziert wird, und sie kann offenbar nicht mehr weiterbügeln. […]

Die Technik sagt, man soll quasi einen supergut verständlichen Hörfilm zur Feierabendberieselung machen.  Die Programmchefs sehnen sich nach leichter Muse und Quotenhits. Die Redaktionen sind immer noch neugierig, verlangt wird von oben aber „Regelprogramm“, ein urdeutscher Begriff des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Regelprogramm bedeutet eigentlich Konfektionsware. Und gegen die habe ich nichts, im Gegenteil, Genre ist auch „Konfektion“ und kann noch, mit frei agierenden Redaktionen, zu schöner Schmuggelware werden.  Aber aus den Etagen der Apparatschiks kommt auch immer heftiger die Neigung zu ideologischer Filmerei, und es häuft sich vor allem der schlechte Filmgeschmack.

Dominik Graf, sueddeutsche.de, 14.05.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)