Inmitten der strikten DDR-Kulturpolitik machten einige wenige Regisseurinnen Filme, die das Leben von Frauen ins Zentrum rückten. Sie erzählen von Selbstbehauptung und solidarischer Stärke – schnörkellos und ungeschönt. […]
Andere sozialistische Staaten in Osteuropa hatten ebenfalls nur sehr wenige Frauen auf dem Spielfilm-Regiestuhl. Und doch weist die DDR eine Besonderheit auf: Die Dokumentar- und Spielfilme der Frauen erzählen vor allem von Frauen, lakonisch und ohne Schnörkel. Vom Alltag, von Konflikten in Familien, Betrieben und der heterosexuellen Liebe, von der Kraft der Solidarität, der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit ostdeutscher Frauen, von starken Freundschaften. Umfassende Reflektionen der Gegenwart in großen Themen und gestalterische Experimente blieben in der DDR jedoch gern den männlichen Kollegen vorbehalten, ebenso die Erzählung männlicher Hauptfiguren.
Nur sechs Namen stehen für selbstständig Regie führende, erfolgreiche Frauen im Spiel- und Dokumentarfilm der DDR. Aber es gab sie, und ihre Filme berühren bis heute. Sie vermitteln jede auf ihre eigene Art eine andere Perspektive auf ihre Figuren als Regisseure – und nicht zuletzt auf die Gesellschaft, in der sie lebten. Spannend erzählen konnten sie alle, wenn sie zu Hochform aufliefen – und wenn man sie machen ließ.
Angelika Nguyen, Jacobin, 19.07.2025 (online)