Es wird Zeit, dass die Politik aufwacht und erkennt, dass sie Verantwortung hat gegenüber der in der Verfassung verankerten Institution der freien Presse. Die freie Presse ist entscheidend für die Stabilität unserer Demokratie, aber die Politik inszeniert und zelebriert sich lieber auf Tiktok und Instagram, als in einen ernsten Dialog über die Zukunft des verlässlichen Journalismus zu gehen. Wir brauchen einen gesamtgesellschaftlichen Konsens über die Rolle der unabhängigen Medien in unserer pluralistischen Demokratie. Wir müssen den Journalismus der Verlage als Gegengewicht zu Manipulation und Hetze in den sozialen Netzwerken stärken, wenn wir nicht wollen, dass dieses Land in die Hand von radikalen Kräften fällt. Es gibt in Deutschland heute noch 36 000 fest angestellte Redakteure, zwei Drittel davon arbeiten für Verlage, hinter denen fast immer Familien stehen. Diese einzigartige Vielfalt des unabhängigen Journalismus zu erhalten – darum geht es.
Philipp Welte, sueddeutsche.de, 22.07.2025 (online)