Im weltweiten Feldzug der Rechtsradikalen ist ein wesentliches Strategieelement, eine kritische Berichterstattung zu schwächen. Und das geht am besten, indem man ihre Glaubwürdigkeit angreift – indem man Medien als Partei darstellt. Das Muster ist immer das gleiche.
Wer verhindern möchte, dass eine kritische Berichterstattung über die Klimakrise und ihre Verursacher durch öffentlichen Druck ihre Wirkung entfaltet, stellt Klimaberichterstattung als Aktivismus dar. So ist es auch in der Politik, live zu beobachten in den USA. Wer verhindern möchte, dass Enthüllungen in der eigenen Klientel einen Druck verursachen, der die eigene Macht gefährdet, stellt kritische Recherchen als ideologisch motiviert dar.
Wer in der Berichterstattung Fakten ausblendet, die der eigenen guten Absicht widersprechen, läuft Gefahr, dass Menschen auf unvollständiger Grundlage mobilisiert werden.
Im nächsten Schritt kann genau das Gegenteil eintreten: Sobald sich herumspricht, dass Informationen weggelassen wurden, schwindet auch bei Gleichgesinnten das Vertrauen.
Die Grenze verläuft fließend. Wenn Medien sich dafür einsetzen, dass ein Thema mit einer großen Bedeutung in der Berichterstattung mehr Beachtung bekommt, ist das noch kein Aktivismus. Aber die Gegenseite wird das dennoch nutzen, um es so darzustellen.
Ralf Heimann, MDR Altpapier, 30.05.2025 (online)