Denn die Ergebnisse zeigen, dass die Art und Weise, wie wir Medien nutzen und bewerten, mit unserem Alltag und unserer Identität zusammenhängt. Es reicht also nicht, Mediennutzung im Osten allein auf die DDR-Zeit zu schieben. Wichtiger sei die Zeit nach 1989, meint Pollack. Im Zuge der deutschen Einheit wandelten sich ostdeutsche Alltagswelten drastisch, und das hatte Auswirkungen darauf, wie Menschen Medien konsumierten.
Außerdem hatten Ostdeutsche im Zuge des Systemtransfers von West nach Ost andere soziale Stellungen als Westdeutsche – nicht nur materiell, sondern vor allem auch symbolisch. Das heißt, Ostdeutsche nutzten bestimmte Medien auch deshalb (nicht), weil sie sich in diesen Medien (nicht) wiederfanden. Zum Beispiel hatten viele Ostdeutsche ein Problem mit dem DDR-Bild, das überregionale Zeitungen nach der Wende zeichneten. Das sei einer der Gründe, warum sie bis heute weniger überregionale Zeitungen lesen, sagt Pollack.
Mandy Tröger, berliner-zeitung.de, 01.11.2024 (online, Paid)