Das Dschungelcamp ist keine heitere Heldenreise mehr, sondern ein überraschungsfreier TV-Trip. Ein Abschied. […]
Wenn die Welt zum Teufel geht, hat Reality-TV nur noch eine Aufgabe: Es hält die Realität auf Abstand. Das Dschungelcamp ist keine unterhaltsame, kluge Gesellschaftssatire mehr, es ist eine Utopie, geradezu surreal in seiner Beständigkeit, Berechenbarkeit, Achtsamkeit. Wenn die Sintflut niedergeht, kommen alle heil raus, wer rassistisch beleidigt, fliegt raus, und wer Panik bekommt, sagt: Holt mich hier raus!
Wie oft hat man diesen Satz selbst brüllen wollen seit Jahresbeginn, vor dem Fernseher, beim Blick in die Zeitung, auf der Straße. Die Wirklichkeit sieht so aus: Ich bin ein Star – holt mich hier raus hat seine besten Tage hinter sich, der Rest der Menschheit hoffentlich nicht. Die wahre Wildnis ist hier draußen.
Ulrike Nimz, sueddeutsche.de, 07.02.2025 (online)