Zitiert: Kein Meinungsumschwung bei Mark Zuckerberg

Wenn nun allerorten belächelt wird, dass sich zum Beispiel Mark Zuckerberg dem künftigen Präsidenten zu Füßen wirft, wenn er Faktenprüfungen, Grenzen für Hetzrede und Integrationsprogramme abschafft, verkennt das die Tatsache, dass hier kein Meinungsumschwung stattfindet. Im Gegenteil. Trump gibt einem Konzernchef wie Zuckerberg vielmehr die Möglichkeit, wieder zu dessen eigentlichen Weltsichten zurückzukehren.

Man darf nicht vergessen, dass Zuckerberg Facebook während seines Studiums an der Harvard University als Website startete, auf der männliche Studenten ihren Kommilitoninnen Noten für deren Aussehen („hot or not“) geben konnten. All die Mechanismen, die Hass, Hetze und Respektlosigkeit auf seinen Plattformen  unterbinden konnten, installierte er in den vergangenen Jahren nur widerwillig und unter dem Druck einer zunehmend liberalen Öffentlichkeit. […]

Bevor man nun aber in eine neue Weltverschwörungstheorie der Tech-Eliten schlittert, muss man die Rhetorik der Cyberlibertären im Kontext der Technologien betrachten, die sie schufen. Groß geworden sind sie im weitgehend rechtsfreien und basisdemokratischen Raum des Cyberspace. Fast sämtliche Technologien dort bergen im Kern zwei cyberlibertäre Dogmen. Das eine ist die Freiheit von der Einflussnahme des Staates, das andere ist die Abschaffung der Institutionen, egal ob Staatsmacht, Bankenwesen oder Einzelhandel. Lange galten diese Technologien in ihrem Freiheitsgedanken als links. Die Grenzenlosigkeit des World Wide Web, Verschlüsselungstechnologien, Kryptowährungen, soziale Netzwerke und künstliche Intelligenz galten als Motoren der Ermächtigung einer globalen Nutzerschaft. Es war jedoch diese fast absolute Freiheit und die Zerstörung der Institutionen und Geschäftsmodelle, die den Cyberlibertären ermöglichte, Monopole zu schaffen, die bisher mit wenigen Ausnahmen amerikanische Firmen halten.

Andrian Kreye, sueddeutsche.de, 14.01.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)