Frauke Brosius-Gersdorf ist eine angesehene Juristin. Alle ihre Einschätzungen, die jetzt skandalisiert wurden, waren schon zuvor öffentlich. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Parteien die Kandidat:innen anderer Parteien aus politischen Gründen ablehnen – wie zuletzt die Grünen den CDU-Kandidaten Robert Seegmüller. Solche demokratiepolitischen Vorgänge kamen bisher aber ohne mediale Kampagne aus.
Brosius-Gersdorf wurde zu einem Feindbild, an dem sich nicht nur (rechts-)konservative Politiker, sondern vor allem auch Medien abgearbeitet haben – teils bewusst, teils offenbar aus Zugzwang. „Diese Frau spaltet Deutschland“ titelt das Schweizer Portal 20 Minuten am 12. Juli.
Die entscheidende Erkenntnis: Solche medialen Angriffe auf eine Person brauchen kein Massenpublikum. Sie brauchen nur Resonanzräume. Wie erfolgreich die Kampagne gegen Brosius-Gersdorf war, zeigt sich nicht zuletzt bei Markus Lanz am Dienstagabend; gleich zu Beginn stellt Lanz nämlich klar: „Die wirklich neuralgischen Punkte (…), die kreisen immer um den Paragraphen 218 [zum Schwangerschaftsabbruch, Anm.], um die AfD, um Corona, Impfpflicht, und so weiter. Das sind sozusagen die zentralen Punkte, um die es vor allen Dingen geht.“ Lanz findet damit also immer noch nicht das Wie, sondern vor allem das Was relevant. Den Urhebern der Kampagne tut man damit einen riesigen Gefallen.
Andrea Gutschi, KOBUK!, 18.07.2025 (online)