Zitiert: Medien erbringen nicht die notwendige Übersetzungsleistung

Im Alltag geht es darum, ab wann ein Schwangerschaftsabbruch nicht mehr erlaubt ist, ob er überhaupt erlaubt ist und unter welchen Bedingungen. Aber in den juristischen Argumentationen geht es oft um grundsätzlich andere logische, systematische und dogmatische Grundfragen. Das ist eine andere Logik als die der Politik, die nach einem gesellschaftlichen Kompromiss sucht. Der wissenschaftliche, der juristische Zugang wird dann missverstanden. Frau Brosius-Gersdorf wurde ja dargestellt wie eine Aktivistin – und das wird der Sache einfach nicht gerecht. Hier sind verschiedene Logiken aufeinandergeprallt. Und das hat zu Missverständnissen geführt. […]

Ja, das ist das Problem, dass auch die Medien ihren eigenen Logiken folgen. Aber ich wäre in der Tat der Ansicht, dass es zu den Aufgaben moderner Medien gehört, diese Übersetzungsleistungen zu erbringen. Dafür braucht es Fachwissen und die Ruhe, sich nicht von der Aufregung anstecken zu lassen. […]

Eigentlich müsste es doch einer Redaktion klar sein, dass man nicht einfach eine Aussage aus einer komplexen juristischen Argumentation rauspflücken kann. Es wäre eine Grundtugend, dass man sich bei der Kandidatin selbst absichert und fragt, wie das alles gemeint ist. Hier werden ja dann schon Handwerksregeln des Journalismus verletzt und das ist ein großes Professionalitätsversagen. Aber Sie haben recht, so besonders realistisch sind meine Ansprüche vielleicht nicht, weil dann eben der Mechanismus einsetzt, sobald irgendwer von Bedeutung irgendetwas sagt, hat man quasi die Rechtfertigung, das alles zu veröffentlichen. Dafür bräuchte man dann aber keinen Journalismus, das können die Leute über Social Media selbst machen.

Tanjev Schultz, kress.de, 24.07.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)