Zitiert: Öffentlicher Diskurs und Persönlichkeitszüge

Forschung habe gezeigt, dass es eine enorme Bandbreite im inneren Erleben von Menschen gibt – und dass daraus viele irrationale Denk- und Handlungsmuster hervorgehen. Diese seien keine Randerscheinungen, sondern strukturelle Konstanten im menschlichen Verhalten, so Fuller.

Um diese Dynamiken zu verstehen, müsse zunächst geklärt werden, was „rational“ und „irrational“ eigentlich bedeuten. Fuller betont, dass Rationalität nicht mit Nettigkeit, Konformität oder moralischer Überlegenheit verwechselt werden dürfe. Rationales Denken bedeutet: auf Logik und überprüfbaren Gründen basierende Urteile zu fällen – unabhängig von sozialen Konventionen.

Im Zentrum von Fullers Analyse steht ein psychologisches Persönlichkeitsmodell: die sogenannte Dunkle Tetrade. Dieses beschreibt vier destruktive Persönlichkeitszüge, die laut Fuller in westlichen Gesellschaften zunehmend Einfluss auf Diskurse und Entscheidungsprozesse nehmen:

  • Psychopathen (ca. 1  Prozent der Bevölkerung) zeigen keinerlei Empathie, handeln impulsiv, sind oberflächlich charmant, aber blind gegenüber Konsequenzen.
  • Narzissten (4 Prozent) leben in der Überzeugung ihrer eigenen moralischen Überlegenheit, sind emotional manipulativ und auf Bewunderung aus.
  • Machiavellisten (bis zu 16 Prozent) agieren kontrollierend, zynisch und machtbewusst – ihr Ziel ist nicht Überzeugung, sondern Durchsetzung.
  • Sadisten (bis zu 8 Prozent) empfinden Freude daran, anderen Schmerz zuzufügen – oft unter dem Vorwand, Regeln durchzusetzen.

Diese Denk- und Handlungsmuster würden sich nicht nur auf individueller Ebene äußern, sondern prägen laut Fuller zunehmend auch den öffentlichen Diskurs. Deutlich werde dies etwa in der sogenannten Cancel Culture: Personen werden sozial geächtet, beschämt oder wirtschaftlich isoliert – ohne rechtliche Grundlage, sondern auf Basis subjektiver Empörung. Damit werde der Rechtsstaat unterlaufen und die öffentliche Debatte vergiftet, sagt die Autorin.

Franz Becchi, berliner-zeitung.de, 10.04.2025 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)