Wenn es zu einem Thema keine politische Einigkeit gab, blieb uns meist nichts anderes übrig als die sogenannte Haltesprache. Das heißt, dass man auf laufende Gespräche verweist und die Journalistinnen und Journalisten um Geduld bittet. […]
Als Journalistin fand ich diese Sätze furchtbar. Aber ich würde sie nicht als Phrasen bezeichnen, denn es gibt einfach Situationen, in denen es nicht anders geht und sich eine Regierungssprecherin nicht konkret äußern kann, etwa, wenn es um Sicherheitsfragen geht oder die politische Ebene einfach noch nicht soweit ist. Als Sprecherin empfand ich es aber auch als frustrierend. Der Satz, den ich am meisten gehasst habe, war: „Dazu kann ich Ihnen leider nichts sagen.“ Mein Ziel als Sprecherin war schließlich, so viel wie möglich zu erklären. […]
Zurückhaltung ist immer leichter und sicherer. Je offener oder authentischer kommuniziert wird, desto mehr Fehler passieren. Je vorsichtiger, desto weniger Fehler, aber desto mehr wächst eine Frustration in der Öffentlichkeit. Dieses hermetische Sprechen hat große Nachteile, es ist nicht gut für die Demokratie. Demokratie lebt von Kommunikation. Die Regierungspressekonferenzen sind eine riesige Chance, das Regierungshandeln zu erklären. Das gelang und gelingt oft gut. Wir hatten in unserem Team tolle Sprecherinnen und Sprecher aus den Ministerien, die mit viel Sachverstand Dinge gut erklären können. Aber in manchen Ministerien ist auch das Sicherheitsdenken vorherrschend. Aus deren Sicht ist eine Pressekonferenz dann gut gelaufen, wenn niemand darüber berichtet. Das ist die völlig falsche Herangehensweise. […]
Die Regierungskommunikation müsste strategischer ausgerichtet werden und sich stärker überlegen, wen sie erreichen will und wie. Ich denke, das ist in Zeiten großer Polarisierung, in denen viele Menschen im Land das Gefühl haben, übersehen zu werden, essentiell. Das bleibt oft auf der Strecke, weil die politische Arbeit so stark von der Aktualität getrieben ist. Auch das Thema Desinformation sollte einen größeren Stellenwert bekommen.
Christine Hoffmann, epd medien, 18.07.2025 (online)