Ja, der Journalismus in den öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalten will den Zentralstaat. Das kann hilfreich sein, das kann zu einem Erfolgsrezept werden, so auch für die ARD: In einer Anstalt könnten die Kompetenzen in einer Redaktion gebündelt werden. Die erste Berichterstattungsphase im Fernsehen zum Corona-Virus zeigt: Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat seine Rolle noch nicht gefunden. Es ist wie bei allen überraschend auftretenden Ereignissen: Es bedarf des Kompetenzaufbaus und der Reflexion. Aber im Wissen um diese Entwicklung sollte man sich nicht als „systemrelevant“ titulieren lassen – geschweige denn sich selbst so bezeichnen.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist auch keine „kritische Infrastruktur“. Wäre er es, würde er von staatlicher Seite eingehegt und bewacht werden müssen. Der öffentliche Rundfunk ist eine unabhängige gesellschaftliche Institution. Unabhängigkeit und Kompetenz sind entscheidende Faktoren, wenn er nach diesen turbulenten Phasen als relevant erachtet werden möchte. Er hat das Potenzial, dies nun zu zeigen.
Otfried Jarren, epd medien 13/2020, 27. März 2020 (online)