Ich bin wirklich oft erschrocken darüber, wie mit ostdeutschen Themen umgegangen wird. Wenn ich in Drehbüchern lese, dass eine Figur, „ostdeutsch“ spricht, bekomme ich schlechte Laune. […]
Wenn ich ein Drehbuch schreiben würde, in dem steht, jemand spricht westdeutsch, würde mich garantiert jemand fragen, ob ich jetzt bayerisch oder platt meine. Aber wenn ein westdeutscher Autor schreibt, jemand spricht ostdeutsch, fällt das keinem auf. Weil in der gesamten Hierarchie meist nur Westdeutsche sitzen und nicht merken, was das für ein Unsinn ist. […]
Das System, in dem wir leben, heißt, ob man es mag oder nicht, Kapitalismus. Und was Ostdeutsche definitiv nicht haben, ist Kapital. Ich rede nicht von Geld, sondern von dem großen Kapital Vernetzung. Wenn die Chefs im Filmgeschäft aus anderen Teilen des Landes kommen, werden sie Leute einstellen, die sie kennen. Das ist eben so. Aber damit sind leider Ostdeutsche, die diese Netzwerke nicht haben, mit ihren Themen sehr oft nicht dabei.
Jochen Alexander Freydank, berliner-zeitung.de, 13.02.2025 (online)