„Zero Click Future“ ist so eine Phrase, die gerade die Runde macht, zumindest unter Leuten, die sich mit digitalen Technologien und künstlicher Intelligenz beschäftigen. Es geht dabei darum, dass sehr bald schon sogenannte KI-Assistenten unseren Zugang zur digitalen Welt ermöglichen und damit auch kontrollieren.
In Arbeit sind diese Technologien schon länger. […] Die KI-Assistenten werden schon bald von der Internetsuche über den Einkauf bis zur Terminplanung alles autonom oder auf kurzen Zuruf erledigen. Befehlseingaben werden per Sprache oder Text erledigt. […]
Wenn wir Preis- und Qualitätsvergleiche, Kaufimpulse und Restaurantsauswahl, Informationsgewinnung und Weltverständnis alles einem digitalen Agenten überlassen, wird dieser zum Gatekeeper und Nadelöhr. Was die KI nicht für richtig und wichtig für uns bewertet, wird in Zukunft von uns ferngehalten werden. Das wird ganze Branchen und Produktionsweisen umkrempeln. So richtig deutlich sagt das aber niemand. […]
Was neben den Arbeitsplätzen in großem Stil verschwinden wird, sind Marken. Das wird Konsum-, Service-und Medienmarken ähnlich hart treffen. Im Nadelöhr der digitalen Assistenten werden sie nur noch die Bedeutung haben, die eine KI ihnen zuweist – womöglich keine. […]
In der Zero Click Future wird es nur wenige neue Machthaber geben – die Supermarken der künstlichen Intelligenz, die wie Chat-GPT, Google Gemini & Co. darum ringen, als Agenten unseres Vertrauens unseren Zugang zur Welt zu kontrollieren. Für alle anderen sind diese Konzerne keine Konkurrenten im klassischen kapitalistischen Sinn – sondern Feinde. Und als solche sollte man sie auch behandeln.
Andrian Kreye, sueddeutsche.de, 23.07.2025 (online)